Konzert Freitag, 12. November 2004 - 20 Uhr

Das Projekt „Videopartitur”
eine bewegliche graphische Partitur mit einer intuitiven Musik, die live gespielt wird.
Konzert von Saluluekip (PL)
Mit Ausstellung von Michael Bulgrin (D)


1. Der Ausgangspunkt sind die Thesen von Marshall McLuhan:
A. Die Blockschrift űbt einen großen Einfluß auf die Weltwahrnehmung (ein auf den Leser visuell wirkendes Buch soll eine kulturelle Revolution – ein lineares Denken – bewirken)
B. Ein Überlieferungsmittel ist die Überlieferung selbst – auch das Fernsehen und das Radio műβen unsere Weltwahrnehmung beeinflußen
C. Ein Künstler spielt in der Gesellschaft eine Navigationsrolle. Er analysiert intuitiv Deformationen des Sinneslebens, die durch die Auswirkung einer neuen Umwelt verursacht sind.


Wir haben mit zwei verschiedenen, parallel vorhandenen „Welten” zu tun – mit einer alten (mechanischen mit einem linearen Denken) und mit einer neuen (elektrischen mit einem neuen Denken). Sie kőnnen beieinander oder getrennt exsistieren, obwohl sie zueinander in einer Opposition stehen (es gibt keine Notwendigkeit „der Evolution” – also des linearen Denkens, als der Verwandlung einer alten Welt in eine neue). Ein zeitgenössischer Künstler, der in einem linearen System ausgebildet wurde, kann sich in einer „elektrischen” Welt nicht immer zurechtfinden. Wir sind zum Schluß gekommen, daß die Schrift die Kunst determinieren sollte. Deswegen hat der Musiker in unserem Projekt keine Noten. Der Experiment besteht in „der Aussetzung” einer Bildwirkung (einem Bild mit seinen Konotationen) und in der Exposition eines zeitgenössischen Menschen, der auf eine „elektrische” Weise wahrnimmt.

2. Unser Experiment erfolgt auf zwei Wegen, mit der Vorbereitung von Video – und Musikelementen. Unter den Videoelementen verstehen wir die Vorbereitung der Partitur in einem Videoformat, zu den Musikelementen zählen dagegen rhythmische Strukturen, fakturelle Verdichtungen und Verdűnnungen, Geräuscheffekte und noise.

Die Videopartitur ist ein Filmenstrom, in dem die einzelnen abstrakten Formen die Elemente eines Musikwerkes ausdrücken (z.B. Tonhöhe, Dichte, Dynamik, Faktura). Diese graphische Abstraktion ist zugleich eine Metapher für manche intelektuellen Qualitäten und Ideen, wie für die Einfachheit, den Dialogen, das Spiel (im Sinne von Gadamer), die Bewegung, den Chaos, die Ordnung, die Verbindung, die Emotionenen u.s.w. Diese Qualitäten determinieren in gewisser Weise eine „Musikinterpretation”, indem sie sie in die richtige Seite lenken.
Eine wichtige Sache ist die Idee des Spielens diser Partitur, die sich zur einem kontrolierten Zufall neigt (aus eigener Erfahrung wissen wir, daß sich das Anschauen und eine treue Wiedergabe von einer solchen experimentallen Partitur auf Kosten der stricte musikalischen Werte vollzieht!). Zu den Elementen, die den Musiker in der Form orientieren, gehören: eine dominierende Farbe (die die Spielenden beleuchtet, die aber nicht fordert, gerade auf den Bildschirm zuzuzsehen), Elemente der Lichtbewegung und des Lichtflimmerns, ein unerwarteter Kontrast u.ä. Der Empfang der Partitur vollzieht sich mit dem ganzen Körper, auch mit der Psyche (Intuition) aber nur mit einer minimalen Teilnahme des optischen Reizes – die Videopartitur wird gewissermaßen zu einem dritten Spielenden. Die Musiker sind nich so sehr durch das Bild determiniert – es ist sogar möglich die Ablehnung des Bildes und die Parallele der separaten Bild- und Tonströme.

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Sasha Robert
Saluluekip & Gallery ZERO Lukasz
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