Vernissage: Samstag 16. September 2006 um 20 Uhr

Horst Waigel (DE)

BANALE GRANDE.
POP ART FÜR DEN KLEINEN MANN


Dauer der Ausstellung 16.09. - 26.09.2006



Konzert: 16. September 2006 um 21.00 Uhr

plain. (PL)
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HORST WAIGEL

BANALE GRANDE.
POP ART FÜR DEN KLEINEN MANN


Die Werke Horst Waigels (*1971) verhandeln die Inhalte einer Medien bezogenen Kunst auf eine beinahe anarchische Weise. Fotoberichte aus ostfriesischen Lokalzeitungen dienen seiner Malerei als Fundgrube. Inhalte wie die Präsentation von Preisträgern einer Vogelausstellung oder Interviews über das Wetter mit zufällig vom Lokalreporter auf der Straße An-getroffenen verschleppen die Relevanz der Medien hinsichtlich ihrer aufklärenden Funktion auf eine Ebene der Selbst-verständlichkeit, die nur noch auf sich selber verweisen kann.

Eine mögliche Bedeutung massenmedialer Berieselung findet sich bei den amerikanischen Pop Artisten in dessen Verdopplung und Pointierung. Resultierend wird ein erhabener Inhalt provoziert und mit der Formel der Wiederholung gleichgesetzt. Bei Horst Waigel hingegen mündet jeglicher Tiefsinn der Medien im banalen, unkommentierbaren Realismus des ländlichen Volkes. Andy Warhols Vorausschau der 15 minutes famous für jedermann wird vielleicht endlich wahr, auch wenn dies nur auf der Ebene des zur Kunst erhobenen Arbeitslosen oder Vogelzüchters geschieht. In der Härte der binären Logik des einfachen Mannes steckt eine Relevanz des Unabdingbaren, die in den kleinformatigen Arbeiten Waigels in einer besonderen Ästhetik aufgehoben ist. Diese orientiert sich an der malerisch hervorgekehrten Psyche der Portraitierten, die uns mit verstörend wässrigen Augen anblickt und einsam werden lässt. Vergeblich suchen wir Hilfe in den eingearbeiteten Textpassagen und müssen feststellen, dass sich das Erhabene im Endlager des kleinen Mannes breit gemacht zu haben scheint.

Info/ Kontakt: Horst Waigel, Marie-Specht-Weg 19, 28213 Bremen
Tel. 0177 747 49 33, kruidenrecords@hotmail.com
HORST WAIGEL: BANALE GRANDE I WETTERBERICHTE

Das Banale und das Wetter

Der bedeutungsfreie Raum des Redens über das Wetter manifestiert das Alltägliche in einer besonders allgemeinen Form. Das Wetter: Die erste Stufe der Philosophie in der Auseinandersetzung des Erwachsenen mit seiner Umwelt. Wie wirkt das Wetter auf meine kleine Welt?

In meiner Pop Art gemäßen künstlerischen Form gebe ich Interviews von ostfriesischen Lokalreportern auf 6 Tafelgemälden wieder; anbei eine Abbildung meines Gemäldes „Wetterbericht I“ (2005, Acryl auf runden Holzfassdeckel); Wetterbericht II – VI auf OSB – Tafel, 226cm (Höhe) x 32,6cm , alle 2006.

Seit Marcel Duchamp versucht die Avantgarde immer wieder auf die exoterischste aller Ausdrucksformen vorzugreifen. Die Pop Art setzt diese Perspektive in der tautologischen Überspitzung der Konsumwelt fort. Ich versuche nun den individuellen künstlerischen Stil mit der größtmöglichen Allgemeinebene zusammenfließen zu lassen, um auch dieser Entwicklung ein (wenn auch nur auf der selbstreferenziellen Kunstebene) Ende zu setzen. Deshalb proklamiere ich das Wetter als das zentrale Thema der Nachnachpostmoderne: Der postmodernen Entgrenzung des Objektiven halte ich eine Primärphilosophie des Wetterberichtens entgegen. Die Zeit wird wieder wohl geordnet und auf die vergangene Ebene des Vergleichs („Wie war das Wetter auch noch an Theos letztem Geburtstag?“), die aktuelle Ebene des direkten Ausgesetztseins von Wetter in Form von Hitze sowie auf die der Zukunft in der sicheren 3 –Tage – Wettervorhersage in der Tagesschau, damit jeder seine Zeit danach auszurichten weiß. Die Welt als immanentes Wettersystem. Das Wetter als Temperatur der Zeit. Nicht mehr und auch nicht weniger.

Den Wetterberichten füge ich noch 5-6 kleine Gemälde aus der Serie Banale Grande. Pop Art für den kleinen Mann (siehe Katalog) sowie einige kleine Landschaftsfotografien des dramatisch weiten ostfriesischen Himmels hinzu.

Horst Waigel, Bremen, der 7.8. 2006

WETTERBERICHTE
(Textauszüge aus den Gemälden Wetterbericht I und II)

Wetterbericht I :

Günther Neehuis aus Collinghorst wird müde und antriebslos von dem schlechten Wetter. Ein Urlaub im Süden wäre toll, kommt aber aus finanziellen Gründen in diesem Jahr nicht in Frage“, sagt der 59jährige. Er ärgert sich, dass man sich zur Zeit nicht in den Garten legen kann und hofft, dass das Wetter in den nächsten Tagen endlich wieder einmal besser wird.“

Wetterbericht II :

Helmut Frey aus Weener ist es egal, wie das Wetter ist. Er muss die meiste Zeit arbeiten und könnte die Sonne sowieso nicht genießen. Der 42jährige glaubt, dass man es den Menschen mit den Temperaturen nie recht machen kann. „Scheint die Sonne, dann beschweren sich die Leute, dass es zu heiß ist, und umgekehrt“, erklärt er. In den Urlaub fährt er in diesem Jahr nicht.

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