Freitag 3. März, um 20 Uhr

bernhard sallmann
briefe nicht über die liebe
videoessay für splitscreen
deutschland 2006, digibeta


'ich denke ziemlich oft an viktor schklowski [...] ich denke an ihn als den schriftsteller neuen typs. er hat die anlagen dazu. [...] viktor schklowski nahm seine nackten menschenhände als sprachrohr, weil er gerade kein anderes material zur hand hatte. [...] als beimischung diente die scharfsinnigkeit. schklowski ist ein mann von scharfsinn - bestechend und sehr traditionell. [...] der mann von scharfsinn schont seine sache nicht: ihm liegt daran, in seiner sache selbst vorzukommen, seine beziehung zu ihr geht ihm über alles. genau das heißt sentimentalismus, und alle wirklichen sentimentalisten waren scharfsinnige leute.' juri tynjanow 'ich denke ziemlich oft an viktor schklowski..."'1928) der sowjetische autor und essayist viktor schklowski (1893-1984) lebte in den 20er jahren in der berliner emigration und verfasste dort das buch 'zoo oder briefe nicht über die liebe.' aus den fiktiven briefen zwischen dem erzähler und der jungen russin alia entsteht ein eindrucksvolles bild des modernen großstadtlebens. schklowski nutzt die form für ästhetische und kulturwissenschaftliche essays, stadtbeschreibungen und gedanken über fremdheit und emigration. aus einigen briefstellen gewinnt der österreichische regisseur bernhard sallmann das lesematerial für sein komplexes videoessay für splitscreen. er konfrontiert schklowskis beschreibungen der großstadt mit bildern und tönen des gegenwärtigen berlin und verbindet die stummfilmästhetik der 20er
jahre mit den möglichkeiten der digitalen collage. schklowskis textpassagen werden von in berlin lebenden russen in deutsch und russisch gelesen und grafisch eingeschoben.

briefe nicht über die liebe
regie: bernhard sallmann
kamera: alexander gheorghiu
ton: johannes schmelzer-ziringer
montage: christoph krüger
sprecherin: olga prolygina
produktion: performart/ klaus dörr
deutsche sprachfassung: 60 minuten.
russische sprachfassung: 55 minuten.

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